Nachdem in Teil 1 der Fette ihr Aufbau
und ihre Bedeutung besondere Geltung fand, widmen wir uns nun ihrem
Verhalten im Körper zu. Um die Vorgänge im Körper besser verstehen
zu können muss ich sie allerdings über eine der grundlegendsten
Eigenschaften der Fette aufklären: Sie sind wasserunlöslich, oder
auch hydrophob (übersetzt: Angst vor Wasser → das Gegenteil wäre
hydrophil – Wasser liebend) und sie sind unpolar (was in etwa (nicht ganz) das Selbe bedeutet). Genau dies macht die Materie nicht
gerade einfach. Zwar werde ich mich bemühen diesen teil so einfach
und verständlich wie Möglich zu gestalten – sollten allerdings
Fragen aufkommen benutzen sie einfach die Kommentarfunktion.
Wenn man sich den Verdauungstrakt des
Menschen genauer ansieht, fällt auf, dass die Nahrung vor allem im
wässrigem Medium verarbeitet und die Nährstoffe befördert werden. Die Evolution war natürlich nicht untätig,
vor allem deshalb weil – wie in Teil 1 schon berichtet - Fette
sehr energiereich sind. In den folgenden Absätzen möchte ich ihnen
nun diese Vorgänge näher bringen.
Am Anfang steht natürlich die
Nahrungsaufnahme – hier wird die Nahrung schon mal grob
zerkleinert. Hier wird auch schon das erste Enzym für die
Fettverdauung in den Speichel abgegeben. Es hat den passenden Namen
Zungengrundlipase . Dieses wird allerdings erst in einer
sauren Umgebung aktiv – gut, dass der Speisebrei über die
Speiseröhre gleich in den Magen befördert wird – wo der pH durch
die dort vorherrschende Salzsäure bei etwa 2 liegt. Die
Zungengrundlipase spaltet allerdings nur etwa 10% der vorhandenen Triglyceride.
Die Magenbewegungen sorgen aber dafür, dass der Speisebrei noch
weiter zerkleinert wird und die verschiedensten Inhalte gut verteilt
werden bevor sie in den Zwölffingerdarm abgegeben werden. Genau dort
geht es dann Schlag auf Schlag. Um die Übersicht zu wahren hier ein
paar Punkte die in etwa Zeitgleich ablaufen.
- Der Speisebrei wird „neutralisiert“ - das heißt nicht, dass er einfach verschwindet sondern, dass durch sogenannte Puffer der pH in etwa den neutralen Bereich von 7 angehoben wird.
- Die Bauchspeicheldrüse (auch Pankreas genannt) gibt die verschiedensten Enzyme zur Verdauung ab. Für Fette wichtig: die Lipase
- Die Galle gibt die Gallenflüssigkeit ab, diese spielt eine wichtige Rolle in der Fettverdauung da sie die Rolle eines Emulgators einnimmt. Einer Art „Botschafter des Friedens" zwischen hydrophilen und hydrophoben Stoffen.
- Zudem wird der restliche Speisebrei natürlich weitertransportiert in die unteren Abschnitte des Dünndarms, weiter in den Dickdarm und dann als Fäzes ausgeschieden – für die Absorbtion der Fette spielt dies aber keine Rolle.
Der genaue Ablauf sieht folgendermaßen
aus: Der Gallensaft emulgiert die Trigyceride. Das heißt: Er sorgt
dafür, dass winzige Tröpfchen von Fetten umgeben sind vom wässrigen
Medium. Dies ist die ideale Arbeitsbedingung für die Lipase, die nun
das Glycerin von den Fettsäuren abspaltet. Hier trennt sich nun
kurzfristig der Weg der Fettsäuren auf: Während kurz und
mittelkettige Fettsäuren in den Blutkreislauf absorbiert werden und
mittels Transportprotein Albumin über die Portalvene zu den
Zielzellen transportiert werden, haben die langkettigen Fettsäuren
einen etwas aufwendigeren Weg dieser sieht so aus:
Mehrere Fettsäuren lagern sich zu
sogenannten Mizellen zusammen und werden dann an der
Bürstensaummembran des Duodenums passiv in die Zelle aufgenommen
(passiv bedeutet in der Physiologie übrigens immer, dass keinerlei
Energie verwendet wurde). Mit an Bord sind die fettlöslichen
Vitamine A, D, E und K. Die zuvor noch abgespaltenen Fettsäuren
werden hier wieder zu Triglyceriden zusammengebaut und gemeinsam mit
Cholesterin und den fettlöslichen Vitaminen an Lipoproteine
(„Fettransporter“) gebunden. Zusammen nennt man dies nun
Chylomikronen. Diese werden nun an die Lymphe abgegeben und verteilen
sich im Körper. Vor allem in den Kapillaren des Muskel- und
Fettgewebes treffen sie dann die Lipoproteinlipase die einen Großteil der Triglyceride in ihnen wieder spaltet und somit das umliegende Gewebe (also Fett- und Muskelgewebe) die
so entstanden freien Fettsäuren aufnehmen kann. Bei den Muskelzellen
dienen sie vor allem der Energiegewinnung (in der Biochemie auch
ß-Oxidation genannt – mehr dazu in Teil 3) und im Fettgewebe zur
Energiespeicherung. Die zurückgebliebenen Partikel, die nun einen
hohen Gehalt an Cholesterin aufweisen, werden nun
Chylomikronen-Remnants genannt. An diese lagert sich das
Apolipoprotein E an, welches die Aufnahme in die Leber
bewerkstelligt. Ca. 10 Stunden nach der Nahrungsaufnahme sind keine
Chylomikronen im Körper mehr nachweisbar.
In der Leber selbst wird dann VLDL (Very-Low-Density-Lipoprotein) synthetisiert und in das Blut
abgegeben, Dieses hat einen hohen Anteil an Triglyceriden, welche es
nach und nach abgibt und sich dadurch verändert. So wird aus dem
VLDL zunächst das IDL (Intermediate Density Lipoprotein) um dann zum
LDL (Low desnity Lipoprotein) zu werden. Letzteres ist das vielfach
zitierte „böse Cholesterin“. Der Hintergrund ist der, dass LDL
einen hohen Gehalt an Cholesterin aufweist und dieses noch dazu zu
den Zellen bringt.
Was aber ist daran schlecht?
Das Molekül Cholesterin ist an und für
sich ein recht nützliches: es ist Bestandteil von Zellmembranen
(Diese sind quasi die „Grenze“ zwischen Zellinneres und
Zell-äußerem), wird als Vorstufe zu den Gallensäuren (sie
erinnern sich: diese emulgieren die Trigylceride) und
Steroid-Hormonen benötigt und wird durch Sonneneinstrahlung in der
Haut dazu bewegt Vitamin D zu synthetisieren.
Ein Problem ist allerdings, dass LDL
sehr leicht oxidiert werden kann. Dabei wird vor allem Vitamin E (fettlösliches Vitamin)
verbraucht, welches als Antioxidans dies zu verhindern versucht.
Gerade aber bei einem sehr hohen Anteil von LDL entsteht dann aber
doch einiges an oxidiertem LDL welches von den Makrophagen (welche
zur Immunabwehr des Körpers gehören und auch als Fresszellen
bezeichnet werden) an den Arterienwänden konzentrationsunabhängig
und ungehemmt aufgenommen und gespeichert wird. Irgendwann
„überfressen“ sich die Makrophagen und Schaumzellen entstehen
die die Arterienwände immer mehr und mehr verkleinern – das Blut
braucht dadurch einen erhöhten Druck um durchzukommen (-> Bluthochdruck) und im schlimmsten
Fall kommt es gar nicht mehr durch. Es kommt zum Infarkt.
Gott sei Dank besitzt der menschliche
Körper aber auch ein „gutes Cholesterin“ das HDL (High Density
Lipoprotein). Dieses hat die wunderbare Eigenschaft überschüssiges
Cholesterin von den Zellen und den Gefäßwänden zurück zur Leber
zu transportieren – wo es dann in Gallensäuren umgewandelt und
über die Gallenflüssigkeit ausgeschieden werden kann.
Die Quintessenz des ganzen ist: HDL gut,
LDL böse. Je nachdem welche Fette wir zu uns nehmen desto mehr
verändert sich die Konzentration zu Gunsten von einem der Beiden.
Dies wurde natürlich durch viele Studien ausreichend getestet und
ich will ihnen die Ergebnisse nicht vorenthalten:
- Trans-Fettsäuren (hydrierte Fette, „süße“ Brotaufstriche, frittierte Produkte) sorgen für den Anstieg des Gesamt- und LDL-Cholesterins während es HDL verringert.
- Gesättigte Fettsäuren ( vor allem in Fleisch und Fleischprodukten, Milch und Milchprodukten sowie in tropischen Ölen (Kokos und Palmöl) erhöhen Gesamtcholesterin und LDL-Cholesterin im Blut – zwar ist auch ein geringer Anstieg des HDL-Cholesterin zu verzeichnen, das Verhältnis der Beiden liegt aber auf Seiten des LDL
- Einfach ungesättigte Fettsäuren (vor allem in Oliven- und Rapsöl, Nüssen und Samen) verringern Gesamtcholesterin und LDL. Zwar wird auch HDL geringfügig verringert das Verhältnis liegt allerdings dieses mal auf Seiten des HDL
- Mehrfach ungesättigte Fettsäuren sollte man in Omega 6 und Omega 3 Fettsäuren trennen:
- Omega-6-Fettsäuren (in Pflanzenkeimen, und pflanzlichen Ölen) bewirken eine Verringerung des Gesamt und LDL Cholesterin – aber auch HDL wird verringert
- Omega-3-Fettsäuren (vor allem im Fisch) bewirken eine Verringerung der Triglyceridbildung in der Leber – und somit eine Verringerung der VLDL Bildung
Wie schon in Teil 1 berichtet ist daher
eine Fettversorgung über pflanzliche Fette und über Fisch weg von
Fleisch empfehlenswert.
In Teil 3 werden sie mit dem
verbliebenen Stoff der Fette konfrontiert: ß-Oxidation, komplexe
Lipide und alles was sonst noch eine Bedeutung für den menschlichen
Körper hat. Ich möchte darauf hinweisen, dass ich in diesem
Aufgrund der Komplexität des Stoffes weniger Rücksicht nehmen werde
und dieser für Personen ohne chemische und physiologischer
Ausbildung anstrengender zu Lesen sein wird. Ich denke aber dass
durch das lesen von Teil 1 und Teil 2 man noch durchaus mitkommen
kann.
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