Kohlenhydrate Teil 1 – Aufbau
In Teil 1 der Kohlenhydrate widmen wir
uns zunächst intensiv deren Aufbau. Interessanterweise ist dieser
wesentlich komplexer als die zugehörigen (zentralen) biochemischen
Mechanismen. Zum Verstehen der kommenden Zeilen setze ich
Grundkenntnisse der Chemie voraus.
Kohlenhydrate sind, chemisch
betrachtet, Polyhydroxyaldehyde bzw. -ketone und werden grob
unterteilt in Mono-, Di- und Polysaccharide.
Monosaccharide werden weiters
unterteilt in der Anzahl ihrer C-Atome, für die Ernährung
interessant sind aber vor allem die Hexosen (6 C-Atome), wie etwa
Glucose, Fructose, Galactose und Mannose, sowie die Pentosen wie etwa
die Xylose und Arabinose.
Die Disaccharide bestehen aus den
Monosacchariden hier ein paar wichtige Vertreter:
Saccharose, bestehend aus Glucose und
Fructose
Maltose, bestehend aus Glucose und
Glucose
Lactose, bestehend aus Galactose und
Glucose
Die Polysaccharide bestehen wiederum –
wie der Name schon sagt aus vielen verschiedenen Monosacchariden –
sie werden deshalb unter anderen Kriterien eingeteilt:
Art der Monosaccharide (Glucane,
Fructane …)
Position der Glycosidbindung (1,2; 1,4;
1,6)
Bindungskonfiguration ( Alpha oder
Beta)
Linear oder Verzweigt
Acetylierung oder Methylierung der
Monosaccharide
kristallin oder amorph
Soviel zu den ersten paar
Powerpointfolien in der Vorlesung Makronährstoffe. Um Kohlenhydrate
besser verstehen zu können, müssen wir uns aber zunächst genauer
mit ihrer chemischen Natur und ihrem Aufbau beschäftigen.
Aufbau:
Monosaccharide:
Neben der Anzahl der C-Atome gibt es
noch einige Unterscheidungsmerkmale bei den Monosacchariden. Gerade
diese sind notwendig, da viele Monosaccharide isomer sind ( also
dieselbe Summenformel besitzen) und sie sonst nicht voneinander zu
unterscheiden sind. Hier die wichtigsten Merkmale:
Aldosen und Ketosen:
Wie Anfangs schon erwähnt sind
Kohlenhydrate Polyhydroxyaldehyde bzw. -ketone. Was das ist, wird am
Besten in der Fischer-Projektion veranschaulicht. Hierzu ein Bild
(Quelle:
http://www.mikeblaber.org/oldwine/BCH4053/Lecture12/Lecture12.htm
am 12.4.2012 um 11:38 – übrigens ist hier das Thema ganz gut auf
Englisch nachzulesen – weshalb ich diese Seite nun auch als Quelle
für den Text angebe )
Hier wird schön ersichtlich, dass
Aldosen am primären C-Atom eine Doppelbindung mit dem Sauerstoff
besitzt und dabei noch ein Wasserstoffatom bindet.
Die Ketosen hingegen weisen eine
Doppelbindung des Sauerstoffes am sekundären C-Atom auf. Das primäre
C-Atom der Ketone bindet eine Hydroxygruppe und 2 Wasserstoffatome.
Gerade der doppelt gebundene Sauerstoff
wird uns noch weiter beschäftigen. Doch zunächst noch zur
D- oder L- Konfiguration
Sieht man sich zwei Monosaccharide an
,so stellt man fest, dass sie sich meist nur durch die Stellung der
Hydroxygruppen unterscheiden. Eine allerdings bleibt dabei immer
gleich. Nämlich die von unten gezählt Erste. Sobald ein
Monosaccharid diese Hydroxygruppe auf der rechten Seite trägt, hat
es eine D-Konfiguration. Ist sie auf der linken Seite, so ist es
L-konfiguriert. Die Natur macht es sich dabei recht einfach und
belässt die -OH Gruppe immer auf der rechten Seite.
Ringschließung
Aufgrund dessen, dass Kohlenhydrate
jede Menge Alkoholgruppen tragen ( die oben schon erwähnten
Hydroxygruppen) neigen sie zur Ringschließung. Das heißt, eine der
Alkoholgruppen, zumeist die Vorletzte, geht eine Verbindung mit dem
doppelt gebunden Sauerstoff ein:
Die Doppelbindung löst sich und bildet
mit dem Wasserstoff der Hydroxygruppe eine neue Hydroxygruppe
Der Sauerstoff der vorherigen
Hydroxygruppe bindet am C-Atom und schließt somit den Ring
die passiert von ganz alleine und man
darf annehmen, dass ein Großteil der Kohlenhydrate in dieser Form
vorkomme.
Furanoside Form und pyranoside Form
Da die Natur sich aber nie mit
einfachen Dingen zufrieden gibt, und die Wissenschaft das noch dazu
mit tollen Bezeichnungen begrüßt ergeben sich aus der
Ringschließung zwei Arten von Ringen: die Pyranoside Form und die
Furanoside Form. Erstere besteht aus 6 Ecken ( mit 5 C-Atomen und
einem Sauerstoffatom) und letztere aus fünf Ecken ( mit 4 C-Atomen
und einem Sauerstoffatom).
Die Namen kommen aber nicht von
irgendwoher: Pyran und Furan sind cyclische Kohlenwasserstoffe die
jeweils aus 6 bzw 5 C-Atomen bestehen.
Alpha und Beta-Konformation
Zudem gibt es dann noch die Alpha und
Beta Form – dies resultiert daraus, dass sich die bei der
Ringschließung neu entstandene Hydroxygruppe entweder unterhalb
(Alpha) oder oberhalb (Beta) der Ringebene befinden kann.
Sessel- und Bootsform ( kleiner Auszug
aus der Stereochemie)
Natürlich war dies noch nicht alles:
Die „Ringe“ können auch noch unterschiedliche Formen vorweisen.
Genauer gesagt 3: 2mal die Sesselform und 1 mal die Bootsform.
Um sich darunter mehr vorstellen zu
können nehme man ein Sechseck. Wenn man nun 1 der Ecken
„runterklappt“ und die andere rauf entsteht eine Form die vage
aussieht wie ein Sessel, natürlich geht dies auch umgekehrt ( 2te
Sesselform) oder aber beide Ecken werden in dieselbe Richtung
geklappt → Bootsform
Damit man sich auch nun etwas darunter
vorstellen kann, hier alle Monosaccharide: (Quelle:
http://www.chemieseite.de/organisch/node105.php
am 23.4.2012 15:57 )
Aldosen:
Ketosen:
Die Vertreter , die einem am Häufigsten
unterkommen wären bei den Aldosen Glycerinaldehyd (als
Abbauprodukt), Ribose, Glucose, Mannose und Galactose und bei den
Ketosen die Ribulose und Fructose.
Bindung 2er Monosaccharide –
Disaccharid-Bindung
Zählt man nun in der Ringform vom
Sauerstoffatom rechts beginnend die C-Atome durch, kann man diesen
Zahlen zuweisen. Diese sind wichtig um die Bindung der Disaccharide
zu verstehen. Denn eine Beta 1-4 Bindung bedeutet nur, dass
Kohlenhydrat a eine primäre Hydroxygruppe am C 1 Atom in
Beta-Konformation aufweist die eine Esterbindung mit der
Hydroxygruppe am 4ten C-Atom des Kohlenhydrates b eingeht. Und somit
ist ist ein Disaccharid entstanden.
Polysaccharide
sind im Endeffekt nur die Fortsetzung
dieses Mechanismus nur dass eben viele Monosaccharide beteiligt sind.
Sie sind nur zum Teil im menschlichen Organismus verdaulich. Der
größte Anteil davon ist aber unverdaulich wobei wiederum nur ein
Teil davon ist in Wasser löslich ist. Wenn Polysaccharide
unverdaulich sind spricht man auch von Ballaststoffen, die trotz
alledem eine wichtige Rolle in unserer Ernährung spielen.
Das Polysaccharid, welches für uns
noch gerade so verdaulich ist, ist die Stärke.
Eigenschaften der Kohlenhydrate:
Je niedermolekulare die Kohlenhydrat
sie sind desto mehr schmecken sie süß und sind Wasserlöslich –
je höher-molekularer sie sind desto mehr verlieren sie jedoch diese
Eigenschaften und nehmen andere an ( Ballaststoffe)
Die wohl wichtigste Eigenschaften der
niedermolekularen Kohlenhydrate ist aber, dass sie schnell Energie
verfügbar machen. Dies geht sogar soweit, dass sich das Gehirn sogar
nur ausschließlich vom Monosaccharid Glucose ernährt ( im
Hungerzustand greift es auf eigens im Körper gebildete Ketonkörper
zurück – eine nähere Erklärung hier würde aber zu weit führen).
Wer jetzt aufgepasst hat wird sich wundern: in Teil 3 der Fette
erwähnte ich noch, dass das Gehirn einen eigenen intensiven
Fettstoffwechsel besitzt – und nun behaupte ich, dass sich es nur
rein von Glucose ernährt. Was denn nun? Nun, Stoffwechsel bedeutet
nicht gleich Abbau zur Energiegewinnung, sondern auch Aufbau.
Im nächsten Teil der Kohlenhydrate
werde ich näher auf die Verdauung und die Glykolyse sowie
Gluconeogenese eingehen.
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