Ich beginne meinen Blog mit einem Thema
welches immer wieder von Laien falsch interpretiert wird: Den Fetten
– wissenschaftlich auch Lipide genannt. Für meine Recherchen
verwende ich hauptsächlich die Vorlesungsunterlagen vom Fach Makronährstoffe auf der Universität Wien und, falls für mein eigenes Verständnis nicht ausreichend,
andere Unterlagen aus verschiedensten Fachbüchern.
Aufgrund des großen Umfangs werde ich dieses Thema weiter
unterteilen. In Teil 1 geht es hier nun vor allem um den chemischen Aufbau,
Grundlegendes über die Bedeutung im Körper und den
Zufuhrempfehlungen laut D-A-CH
Zunächst aber zum Aufbau:
Fette sind eine Verbindung aus
Glycerin und Fettsäuren. Weil auf dem dreiwertigen Alkohol Glycerin
meist drei Fettsäuren mittels Veresterung (Anm.:Die Ester entstehen
wenn die Säuregruppe der Fettsäuren, COOH, mit einer der
Alkoholgruppen des Glycerins, OH, reagieren. Unter Wasserabspaltung,
H2O, verbinden sich die beiden Moleküle wo bei ein Sauerstoffatom
das bindende Glied ist. Natürlich exisitiert diese Reaktion auch noch bei anderen Molekülen, der Chemiker spricht deshalb immer von einer
Veresterung) sitzen spricht man auch von Triglyceriden. Interessant
für die Ernährung sind vor allem genau diese Fettsäuren. Sie
werden anhand ihrer Kettenlänge und ihrer Doppelbindungen
eingeteilt. Fettsäuren ohne Doppelbindung nennt man gesättigt, mit
einer Doppelbindung einfach ungesättigt und mit mehreren
Doppelbindungen mehrfach ungesättigt. Letztere werden nach der Zahl
der Doppelbindungen weiters unterteilt (Diensäure, Triensäure,
Tetraensäure). Zudem ist auch noch der Ort der Doppelbindung
wichtig: Wenn man vom unveresterten Ende (um das ganze noch etwas zu
verkomplizieren: das CH3-Ende) der Fettsäure runterzählt bis zu
der ersten Doppelbindung so spricht man jeweils von Omega-3, Omega-6
oder Omega-9 Fettsäuren .
Zudem unterscheidet man noch die
Isometrie der Doppelbindungen: den cis- oder trans-Fettsäuren
(Hier
muss ihr ehrenwerter Autor etwas weiter ausholen: Wie im richtigen
Leben so ist auch in der Chemie nicht immer alles schwarz und weiß.
Gerade in der organischen Chemie kann ein Molekül je nach Anordnung
der Atome unterschiedlich reagieren ohne aber die Anzahl derer zu
verändern. Deutlich wird dies bei den Doppelbindungen der
Fettsäuren: cis-Isomere-Fettsäuren haben die angehängten Atome an
einer Doppelbindung immer an der selben Seite und kommen in der Natur
am häufigsten vor. Bei den trans-Isomeren-Fettsäuren sind die
angehängten Atome in der entgegengesetzten Richtung angehängt und
kommen unter anderem im Pansen der Kuh vor und wurden früher durch
industrielle Härtung hergestellt. Sie sind höher und länger
erhitzbar als ihre cis-Isomere weshalb sie vor allem in der
Bäckereitechnik oft und gerne eingesetzt wurden (bis zur Einführung
der Grenzwerte 2009) )
zu guter Letzt unterscheidet man noch von ihrer
physiologischen Wirkung – in nicht essentielle und essentielle Fettsäuren (essentiell=
lebensnotwendig). Bei den letzteren gibt
es aber nur 2: Die Linolsäure (Omega 6) und die Alpha-Linolensäure
(Omega 3).
Was sind nun die Funktionen der Lipide?
Wo sind sie zu finden? Warum überhaupt Fett zu sich nehmen?
Nun
hierfür gibt es ein paar sehr gute Gründe:
Im Körper muss zunächst einmal zwischen 3 „Fettarten“ unterschieden werden:
- Dem Depot- oder auch Speicherfett welches vor allem aus der gesättigten Fettsäure Palmitinsäure besteht und zur Speicherung von Energie dient. Ein Gramm Fett hat übrigens einen Energiewert von 27,7 kJ bzw. 9 kcal.
- Dem Strukturfett, auch Strukturlipide, welches Zellen aufbaut und auch Bestandteil des Nervengewebes und der Retina (Netzhaut des Auges) ist.
- Und dem Baufett, das vor allem als mechanischer Schutz dient im Gesäß, Fußsohle etc. Dieses wird nur in extremen Notfällen bei Unterernährung abgebaut. Sehr „schön“ zu sehen bei eingefallenen Augen bei Hungerkatastrophen.
Weiters sind Fette beteiligt an der
Bildung einiger Hormone. Genauer gesagt sind die essentiellen
Fettsäuren Ausgangsstoffe für die Eicosanoide, die als Regulatoren
der Immunfunktion wirken → Prostaglandine, Prostacycline,
Leukotriene, Thormboxane. Um den Rahmen nicht zu sprengen werde ich
vorerst diese Gruppe nicht weiter erläutern.
Darüber hinaus sind sie über den
Cholesterinstoffwechsel beteiligt bei der Bildung von Gallensäuren (Ironie in sich: die Gallensäure sorgen vor allem für die Aufnahme
der Fette im Körper, doch dazu mehr in Teil 2) und die Träger der
fettlöslichen Vitamine (A,D,E,K)
Die
deutsch-österreichisch-schweizerische Gesellschaft für Ernährung
(kurz: D-A-CH) hat zur Zufuhr von Fetten folgende Referenzwerte in
ihrem Bericht vom Jahr 2000 ausgegeben:
- Insgesamt soll die Gesamtenergiezufuhr von Fetten 25-30% betragen.
- Gesättigte Fettsäuren sollten einen Anteil von kleiner gleich 10% der gesamt Energiezufuhr haben bzw. kleiner gleich 1/3 der Fettzufuhr.
- Mehrfach ungesättigte Fettsäuren (auch Polyenfettsäuren) sollten einen Anteil von größer gleich 2/3 der Fettzufuhr sein.
- Das Verhältnis von Omega-6 Fettsäuren (2,5% der Energie) zu Omega-3 Fettsäuren (0,5% der Energie) sollte kleiner gleich 5:1 sein.
- Trans-Fettsäuren sollten weniger als 1% der Nahrungsenergie ausmachen und
- Cholesterin sollte mit kleiner gleich 300 mg pro Tag aufgenommen werden.
Beachtet werden muss dass Säuglinge
und Kleinkinder einen höheren Bedarf essentieller Fettsäuren
haben und der Anteil von Fetten an der Gesamtenergiezufuhr höher
ist.
Für den Laien sind diese Werte
natürlich etwas unverständlich (wer rechnet sich auch schon aus
wieviel mg Cholesterin in seiner Nahrung steckt). Als Faustregel
gilt: Benutzen sie mehr pflanzliche Fette (Anm.: Sobald flüssig
spricht man von fetten Ölen (fette Öle deshalb um sie namentlich
von den Mineralölen zu unterscheiden)) als tierische beim Kochen.
Vor allem die Qualität der Fette macht den Unterschied, nicht die
Quantität. Und: essen sie mehr Fisch! Fisch enthält die
hochwertigen Omega-3 Fettsäuren weshalb der in Österreich früher
übliche Fisch-Freitag nicht die schlechteste Idee war.
Wie verdauen wir nun die Fette? Was
geschieht mit ihnen in unserem Körper? Was bedeutet HDL
und LDL? - mehr dazu in Teil 2 der Lipide
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